Warum das Burger Menü in Apps nichts mehr verloren hat

Jeder kennt sie, diese drei prägnanten Striche, links oben in der Navigation einer App. Tief verwurzelt unter Android, hat sich das vor vielen Jahren von Google eingeführte Menü schnell seinen Weg in unzählige iOS Apps gebahnt. Und ist seit dem schwerer loszuwerden als die letzten zwei Kilo Winterspeck.

Dabei ist das Burger Menü in den meisten Fällen die wahrlich schlechteste Lösung für die Hauptnavigation einer App. Selbst Google empfiehlt das Burger Menü, den sogenannten Navigation Drawer, inzwischen nur noch für sehr spezielle Konstellationen und verweist ansonsten auf die Bottom Bar - die im Grunde nichts anderes ist, als die iOS Tabbar. Zeit für einen Abgesang auf das Burger Menü.

Die Nachteile des Burger Menüs

  • Zu viele Taps. Während man bei der Tabbar mit nur einem Tap zwischen den Menüpunkten wechseln kann, braucht es beim Burger Menü immer einen Tipper mehr. Zuerst wird das Menü geöffnet, und dann erst ausgewählt. Das ist umständlich, besonders bei einem derart zentralen Element wie der Hauptnavigation.

  • Ein Fremdkörper unter iOS. Das Burger Menü bricht im Apple Kosmos mit dem gelernten Navigationsfluss. Als iOS Nutzer geht man davon aus, dass eine Wischgeste vom linken Rand einen Screen zurücknavigiert. Wenn sich stattdessen das Burger Menü öffnet, fühlt sich das nicht nur komplett falsch an, es schränkt auch die gesamte Navigation ein.

  • Miese einhändige Bedienbarkeit. Unsere Displays werden immer größer, unsere Hände aber nicht. Seine Hand verrenken und das teure Smartphone waghalsig balancieren, nur um zur Hauptnavigation zu gelangen? Nein danke, das macht keinen Bock. Und was keinen Spaß macht, das lässt man auf Dauer ganz einfach bleiben. Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt.

  • Aus den Augen, aus dem Sinn. Um zu sehen, welche Bereiche und Funktionen die App bietet, muss das Burger Menü geöffnet werden. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer die App schneller verlässt (oder gar löscht), da potenziell spannende Inhalte und Funktionen schlichtweg in Vergessenheit geraten. Schlecht für die Nutzer, schlecht für die Retention.

  • Der Einsatz von Badges gestaltet sich verwirrend. Wenn am Burger Menü Icon die Zahl sieben in einem roten Kreis prangt, sind das dann vier Erinnerungen und drei Nachrichten, oder etwa keine Erinnerungen und sieben Nachrichten? Man weiß es nicht, bis man nachschaut.


Immer mehr Apps verabschieden sich von ihrem Burger Menü und wechseln über zur Tabbar. Nicht nur unter iOS. Um nur ein paar zu nennen:

Uber, Facebook, Airbnb, IMDb, Evernote, Spotify, Youtube, … eine illustre Liste, die täglich wächst.

 

IMDb hatte lange Zeit ein Burger Menü…

… setzt aber inzwischen auf eine Tabbar.

 

Die (vermeintlichen) Pro Argumente

“Im Gegensatz zu einer Tabbar, nimmt das Burger Menü vertikal keinen Platz weg. Und somit haben die Inhalte mehr Luft zum Atmen.”

Das ist richtig. In Anbetracht der Display-Größen moderner Smartphones fällt die vertikale Platzersparnis jedoch heutzutage kaum mehr ins Gewicht. Konzepter und Designer haben mittlerweile dringlichere Probleme zu lösen, als vertikalen Platz einzusparen. Beispielsweise auch bei einhändiger Bedienbarkeit eine gute UX zu gewährleisten.

“Hat man das Menü geöffnet, lassen sich - in einer vertikal scrollbaren Liste - unendlich viele Punkte im Menü unterbringen.”

Auch hierbei handelt es sich um einen in erster Linie theoretischen Vorteil. Die allerwenigsten Apps benötigen mehr als drei oder vier Hauptnavigationspunkte. Zusätzlich kann die vermeintliche Freiheit zu einem echten Problem werden. Und zwar dann, wenn sie dazu führt, dass sich Konzepter keine Gedanken mehr machen (müssen), wie Bereiche der App sinnvoll und nutzerfreundlich zusammengefasst werden können.


Die Zeit ist reif - time to say goodbye

Immer mehr Publisher sehen es ein und setzen anstelle des verstaubten Burger Menüs auf eine zeitgemäße Hauptnavigation. Gut so!

Das Burger Menü macht nur noch in vereinzelten Sonderfällen Sinn und darf sich getrost in den Ruhestand verabschieden. Die Tabbar, beziehungsweise Bottom Bar unter Android, hat sich als die schlichtweg bessere Hauptnavigation bewiesen und bietet für 99% der Apps da draussen ausreichend Flexibilität und die beste User Experience.

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